Neobiota-Alliens unter uns
NEOBIOTA
Was sind Neobiota?
Arten, die durch menschliche Hilfe absichtlich oder unabsichtlich, Einzug in ein Gebiet erhielten, in dem sie ursprünglich nicht einheimisch sind. |
Viele dieser Arten wurden absichtlich eingebracht, als Zier- oder Nutzpflanzen oder als Jagdtiere. Manche Tiere oder Pflanzen sind Kulturfolger des Menschen.
Während zahlreiche Neobiota keine merklichen negativen Auswirkungen verursachen, geht von einigen etablierten Neobiota ein stark negativer Einfluss auf die Biodiversität ihres neuen Lebensraumes aus. Oft verändert sich die Zusammensetzung der Biozönose beträchtlich. Allerdings können auch bei weitem nicht alle neuen Arten Fuß fassen und sich wirklich etablieren.
Von etwa 12.000 durch den Menschen nach Deutschland gebrachten Gefäßpflanzenarten kommen ca. 1.000 unbeständig vor, d.h. sie finden keine idealen Bedingungen und sind auf das Zutun des Menschen angewiesen, um bestehen zu können. Ungefähr 400 Arten trafen hier auf ihnen zusagende biotische und abiotische Standortbedingungen und konnten sich etablieren. 50 haben invasiven Charakter, weil ihre Ansprüche mit den Standortbedingungen besonders gut übereinstimmen, sie eine bisher dort unbesetzte „Lücke“ besetzen oder ihre Fraßfeinde fehlen. Ähnliche Größenordnungsverhältnisse wurden auch in anderen Teilen der Welt festgestellt, woraus die sogenannte „Zehner-Regel“ abgeleitet wurde:
10 % der eingeführten oder eingeschleppten Arten halten sich unbeständig, 10 % davon etablieren sich dauerhaft in naturnahen Lebensräumen, wiederum ca. 10% dieser eingebürgerten Arten können unerwünschte Auswirkungen und damit invasiven Charakter haben. Von 1.000 eingeführten oder eingeschleppten Arten kommen demnach 100 unbeständig vor, 10 etablieren sich dauerhaft und nur eine (= 0,1%) wird invasiv und bedrängt heimische Arten.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen vor 1500 eingebürgerte Arten (Archäozoen bzw. Archäophyten) und nach dieser Zeit eingebürgerten.
NEOPHYTEN
Chinesischer Götterbaum | Bekanntestes Exemplar steht vor dem Stephansdom:
Großer Verbreitungsradius über Flüsse etc., verdrängt heimische Arten, „Problembaum“ |
Essigbaum | Zierpflanze aus dem Osten Nordamerika. Noch nicht fest etabliert, ist aber bei Imkern sehr beliebt und mit einer weiteren Ausbreitung ist zu rechnen.
Alterative: Blumen-Esche |
Drüsiges Springkraut | Verwilderte Zierpflanze, großer Verbreitungsradius, bedroht Arten in heimischen Auen. Invasiv |
Platane | Robuster, industriefester Parkbaum. Manche eingeschleppte Krankheiten betreffen nur Platanen, die dann sehr pflegeintensiv sind. Keinen ökologischen Nutzen
Alternativen: Heimische Ahorn-Arten http://www.floraweb.de/pflanzenarten/druck.xsql?suchnr=50075&sipnr=10734& |
Robinie | Massiv invasive Art- invasivste in Österreich. Kann Luckstickstoff binden und überdüng somit den Boden- verdrängt dadurch seltene Magerrasen Arten wie Orchideen und die Tiere, die davon abhängig sind! Beliebter Imkerbaum
http://www.bachpaten-freiburg.de/oekologi/neophyt/robinie.htm |
Roßkastanie | Wird seit Ende des 16Jhdt. Kultiviert, bzw. wieder eingebürgert, nachdem sie während der Eiszeit ausgestorben war. Keine invasive Art- aufgrund der großen Samen hat sie nur einen kleinen Ausbreitungsradius |
NEOZOEN
Neozoen sind neu eingebürgerte Tiere. Auch bei ihnen wurden viele absichtlich nach Österreich bzw. Europa gebracht, andere sind auch hier Kultufolger, etwa die Wanderratte. Auch bei den Neozoen werden vor 1500 eingebürgerte Arten als Archäozoen bezeichnet.
Neozoen | Wissenswertes/Problematik |
Fasan | Im Mittelalter aus Mittelasien für die Jagt eingebürgert. Manchmal Nahrungskonkurrent anderer Hühnervögel |
Kartoffelkäfer | Der Kartoffelkäfer stammt aus Nordamerika und gelange bereits Ende des 19 Jhdts miit einem Dampfschiff nach deutschland. Die behauptung, die Alliierten hätten Kartoffelkäffer als Waffe über Deutschland vorgewiesen war eine Propaganda der NAZIS und konnte nie nachgewiesen werden |
Waschbär | Von Deutschland ausgehend haben sich die vielseitigen Tiere bis nach Österreich ausgebreitet wo sie entlang von Korridoren wie Bahndämmen sich noch weiter verbreiten. Sie sind gerne in Städten nztreffen, wo sie Mülleimer plündern, bedrohn aber auch lokal Vogelpopulationen (Eierdieb) Eventuell auch Schäden an der Amphibienfauna
Der Waschbär gilt mittlerweile als massiv invasive Art! |
Mufflon | Mufflons waren ursprünglich nur auf Korsika und Sardinien heimisch und wurden im Mittelalter ausgewildert. Sie verbreiteten sich rasch und können mitunter in Wäldern erheblichen Fraßschaden anrichten, allerdings können sie sich nur halten, wenn natürliche Feinde fehlen. Bei der Anwesenheit des Wolfs etwa sterben Mufflons im Flachland rasch aus. |
Rotwangenschildkröte | Schmuckschildkröten wurden und werden von vielen überforderten Tierhaltern in die Freiheit entlassen und wurden so in Parkteichen neben Stockenten und Goldfischen zur häufigste Art. Auch wenn noch keine Brut belegt wurde, so bedroht sie in heimischen Auen die europäische Sumpfschildkröte und hat sie mancherorts schon verdrängt. |
Wanderratte | Aus Nordostasien stammend breite sich die Wanderratte als blinder Passagier an Bord vieler Schiffe über die ganze Welt aus. Sie verdrängte die Hausratte weitgehen und ist ein gefürchteter Schädling und Krankheitsüberträger |
Bisamratte | Keine Rattenart, sondern gehört zu den Wühlmäuse. Gefürchtet, weil sie oft Hochwasserschutzdämme untergraben. Wir häufig mit dem Biber oder Nutria (ebenfalls ein Neozooe) verwechselt
http://naturfreunde-rastatt.de/rheinauen/fauna-flora/neozoen/index.php |
Spanische Wegschnecke | Großer Verbreitungsradius, massiver Schädling, sieht der heimischen roten Wegschnecke sehr ähnlich und hat diese sowie die schwarze Wegschnecke bereits großteils verdrängt |
LINK-TIPPS
Text und Bild: Geroldinger